Ehemaliges Barackenlager der Heimatvertriebenen in Obrigheim
Ehemaliges Barackenlager der Heimatvertriebenen (Obrigheim)
Beschreibung des Lagers
Standort: ? (49.35161,9.08405)
Alutafel?, Geschichtslehrpfad Obrigheim (digitalisiert 2019)
Ehemaliges Barackenlager der Heimatvertriebenen in Obrigheim
Das 1943/44 im Kirstetter Tal von der Regierung des Dritten Reiches erstellte Barackenlager diente d~r Unterbringung der im damaligen Rüstungswerk von Daimler-Benz („Goldfisch“) im Obrigheimer Gipsstollen arbeitenden Fremdarbeiter. Nach dem Beschluss der Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 erfolgte die „Austreibung der Deutschen“ aus Polen, Jugoslawien der Tschechoslowakei und Ungarn. 12 Millionen Menschen mussten Hab und Gut zurücklassen und in Deutschland Aufnahme finden.
Im Frühjahr 1946 brachte die Gemeinde Obrigheim von den ihr zugewiesenen Heimatvertriebenen notdürftig 200 im Barackenlager unter. Die aufgeführten Familien mussten sich unter schwierigsten Verhältnissen eine Bleibe aufbauen. Die Familien im Lager (1946):
► aus Pesthidegkut (Ungarn):
Brandhuber, Eschenbach, Fischer, Geiger, Gutmeyer, Hain, J.Helter (2x), Kehlen, Kellner, A.Klaus, G.Klaus, J.Klaus, S.Klaus , Kratzer, J.Kretz (3x), J.Küller, S.Küller,
Müllner, Nemeth, Pink, Pohlon, A.Schefcsik, E Schefcsik, Tauner, Thalwieser und Türk;
► aus Kaltenstein (Ungarn):
Gross, Jäger, Kellner, Korbeli, J.Nitsch, L.Nitsch, Pammer;
► aus Wanndorf (Ungarn):
Blöchl, Brand, Brunner, Hofer, Huber, Reiter, Schaller, Tschürz;
► aus Sankt Peter (Ungarn):
Benkowitsch und Krauss;
► aus Schlesien:
Sohn;
► aus der Tschechoslowakei:
Högenauer, Klewa, Kornheisl und Pichl;
► aus Gersdorf (Sudetenland):
Krones;
► aus Siwatz (Jugoslawien):
Stock.
Das Lager bestand aus 8 Baracken. Sie standen nach dem Viadukt (heute: Brücke) links und rechts der Kirstetter Straße, s. Lageskizze.
Die Baracken @) und 8 , 0 bis €) waren Wohnbaracken. Hier wurden zur Aufteilung von „Familienwohnungen“ Trennwände eingebaut.
0 war teils als Wasch• und Abort-, teils auch als Wohnbaracke genutzt.
@ diente zeitweilig auch als Abort.
0 die Küche des Fremdarbeiterlagers, wurde von den Vertriebenen weiter genutzt, bis sie sich notdürftig Kochmöglichkeiten bei ihren Wohnungen geschaffen hatten. Danach diente auch sie als Wohnraum. Auf ihrem massiven Erdgeschoss wurde später das jetzige Mehrfamilienhaus Kirstetter Straße 19a-d aufgebaut.
€) und €) werden noch als Lagerflächen benutzt. Die übrigen Baracken wurden in den 60er Jahren abgerissen.
In den Folgejahren der Währungsreform von 1948 konnten die Barackenbewohner in gegenseitiger Hilfe die ersten Siedlungshäuser bauen oder auch frei werdende Mietwohnungen beziehen. Das Wirtschaftswunder brachte den Neubürgern, die sich bald in das örtliche Leben einbrachten, Wohlstand und Zufriedenheit.
Mit Unterstützung der Gemeinde und des Heimatvereins Obrigheim wurde diese Gedenktafel errichtet. Hierzu war der aus der ungarischen Heimat vertriebene Franz Brandhuber Initiator und Antragssteller.