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12 - Bleichwiese

Bleichwiese


(Seewiesenweg)

Jedes Dorf, jede Stadt hatte in Zeiten, wo die Wäsche noch von Hand im Zuber oder am Bach gewaschen wurde, eine Bleiche oder Bleichwiese. Dort wurden weiße Bettwäsche, Tischtücher etc. nach dem Waschen ausgebreitet. Die Sonne trocknete und „bleichte“ die Wäschestücke, die zwischendurch immer wieder besprengt wurden, und verhinderte so das Vergilben. Schon mit fünf Jahren musste die kleine Augusta bei dieser Arbeit helfen:


„Auch hatte ich die Küche stets mit Holz und Reisig zu versehen und im Frühjahr das Tuch auf der Bleiche zu „leppern“, wenn ­Mutter und Schwester auf dem Feld waren. Ich hatte dazu ein kleines Gießkännchen bekommen, was mir aber so schwer war, dass ich oft keinen trockenen Faden mehr an mir hatte, wenn ich fertig war. Dann bekam ich auch noch ein Geltchen (Eimerchen), um Wasser vom Brunnen zu holen. Auch davon bin ich gehörig nass geworden, bis ich ­gelernt hatte, den Kopf so ruhig zu halten, um nichts zu verschütten. Dabei hatte ich das Liedchen gelernt:


‚I bin e klein‘s Maidle, muss Wasser trage / Wie drückt mi mei’ Kübele, darf’s niemet sage.‘

Während die Wäsche trocknete, wurde gesungen und erzählt, deshalb war die Bleichwiese ein wichtiger Treffpunkt. Für Augusta Bender führte von dort ein Weg zum Schreiben:


„Trotz aller äußeren und inneren Kämpfe aber habe ich schon früher Gedichte gemacht und Geschichten erzählt – zuerst mündlich in der Vorsetze [Spinnstube] und an der Bleichwiese und später mit der Feder in der Hand. Dass dies mein wahrer Beruf sei, habe ich schon als Kind gefühlt …“

poi/schefflenz/oberschefflenz/erzaehl-orte-ab/12-bleichwiese.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/11 13:27 von 127.0.0.1

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