08 - Gasthaus "Zum Ross"
Gasthaus „Zum Ross“
(Hauptstraße 92)
Das „Ross“ war, wie alle Wirtshäuser, ein Treffpunkt der jungen Männer des Dorfes. Von dort aus gingen sie die Mädchen in den Vorsetzen (Spinnstuben) besuchen, um sie anschließend nach Hause zu begleiten. Dieser Brauch, der den Dorfwinter prägte, wird von Augusta Bender immer wieder beschrieben. – Das heutige Gebäude ist 1906 erbaut worden – nach einem Brand im „Alten Ross“.
„Die Burschen unterschieden sich zunächst auch nach dem Alter, besonders aber nach den Wirtshäusern, zu denen sie gehörten. Man sprach von ihnen als Hirschwirtsburschen, Rosswirtsburschen etc. Die Wahl eines Wirtshauses wurde gewöhnlich mit großer Um- und Rücksicht geübt … Gab es ‚Spielleute‘ im Dorfe, so war es Brauch für die Burschen, sich streng an ihr jeweiliges Wirtshaus zu halten, es sei denn, dass es keine Tanzmusik darin gab. Abends aber wurde dann ‚gewandert.‘ Die Paare stellten sich unter den Klängen eines Marsches in Reih und Glied und bewegten sich darauf in gemessenen Schritten zum Haus hinaus und das Dorf entlang.“
Manchmal führten Wanderbühnen im „Ross“ Theaterstücke auf – für Augusta als Kind ein unvergesslicher Eindruck:
„Schon ihre wunderschönen Kleider entzückten mich aufs Höchste … Alles was ich Hohes und Schönes erträumte und ersehnte, glaubte ich in diesen wunderbaren Menschen verkörpert zu sehen.“