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|| Ausstellungseinleitung


Was soll diese Ausstellung leisten?

Tafel 1: Ausstellungseinleitung

Diese Ausstellung soll ein neuer Ort und Moment des Erinnerns und Gedenkens sein, der die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ der Gemeinde Obrigheim aus dem Vergessen der Geschichte herauslöst. Nach fast 80 Jahren ist es an der Zeit denjenigen zu gedenken, deren Leben nach menschenverachtenden Maßstäben als nicht lebenswert betrachtet wurde. Gemessen an den Maßstäben und dem Verständnis der Nationalsozialisten hatte ihr Leben keinen Wert, da sie weder dem Ideal des „Herrenmenschen“ entsprachen noch einen wirtschaftlichen Nutzen für die Gesellschaft hatten. Der Mensch als Individuum mit Stärken und Schwächen tritt in dieser Zeit in den Hintergrund. Der Staat jedoch tritt als todbringender Akteur in den Vordergrund, sollte seine eigentliche Aufgabe doch darin bestehen Bedürftigen Schutz zu bieten. Diese Anschauung gipfelt in der Ermordung in den Gaskammern der getarnten Vernichtungsanstalten oder im Rahmen der dezentralen „Euthanasie“. Diese Ausstellung soll einen weiteren Zugang zu diesem dunklen Abschnitt der deutschen und regionalen Geschichte ermöglichen und zu einem würdigen Gedenken verhelfen. Das Erstellen einer solchen Ausstellung birgt vor allem aus ethisch-moralischen Gesichtspunkten eine große Problematik: Das Unsagbare festzuhalten und das Unvorstellbare darzustellen. Nur wenig erscheint erdrückender als der grausame Mord an Menschen, die dem NS-Regime hilflos ausgeliefert waren.

Was ist der Inhalt dieser Ausstellung?

Neben dem Sonderdruck zu diesem Thema in der Reihe „Obrigheim, gestern und heute“ soll diese Ausstellung sowohl den großen Kontext als auch die Lebensgeschichten im kleinsten unter neuen Aspekten beleuchten. Im Fokus stehen die NS-Propaganda, die den Weg für die Ermordung von Menschen mit Behinderungen ebnete, die einzelnen psychiatrischen Einrichtungen der damaligen Zeit und deren Rolle im ersten industriell organisierten Massenmord sowie wenige Ausschnitte aus den Patientenakten der Obrigheimer Opfer im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten.

Titelbild der Ausstellung

Auf dem Titelblatt der Ausstellung ist ein Foto – vermutlich aus dem Jahr 1940/41 – zu sehen, auf dem schemenhaft ein grauer Bus zu sehen ist. Es ist einer jener berüchtigten Busse mit schwarz getönten Scheiben, die die auf den Meldebögen erfassten Patienten in den Heil- und Pflegeeinrichtungen im gesamten Gebiet des sog. Dritten Reiches einsammelten und zu ihrem letzten Bestimmungsort deportierten: Den Vernichtungsanstalten der „Euthanasie“. Im Fall der Obrigheimer Opfer sind dies die Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar. Heute ist dieser graue Bus das Symbolbild der Aktion T4 und in seiner stilisierten Form die bestimmende Figur der Gedenkkultur für die „Euthanasie“-Verbrechen des Nationalsozialismus.

gez. Max Ehrmann im Oktober 2019


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