13b - Schulzenhaus
"Schulzenhaus"
(Hauptstraße 17)
Das schöne Fachwerkhaus an der Hauptstraße wurde, genau wie Augusta Benders Elternhaus, im Jahr 1810 erbaut. Es trat an die Stelle eines Vorgängerhauses, das im Werk der Schriftstellerin eine große Rolle spielt. Denn an dieser Stelle siedelt sie in der Romanfiktion das Elternhaus der Reiterkäthe an. Die Handlung spielt im Dreißigjährigen Krieg.
Käthe Weigold, die Tochter des Dorfschulzen, zieht 1634 mit 17 Jahren als Mann verkleidet in den Kampf. Grund dafür ist ein Schockerlebnis um den Tod ihrer Mutter. Der Roman schildert aber vor allem ihre Rückkehr ins Elternhaus und den zweiten Wechsel der Geschlechterrolle, aus dem sich neue Konflikte und Spannungsmomente ergeben.
„ … Die Kräuterfrau hatte sich während dieser langen Rede im Bett aufgerichtet und starrte nun mit steigender Verwunderung in das erregte Gesicht der Schulzentochter, deren tiefe, reine Stimme einen überwältigenden Klang angenommen hatte.
‚Wehe!‘, murmelte die Fremde, die Hand vor die Augen legend, als gälte es, ein allzu grelles Licht abzuwehren, ‚dreimal wehe dem Jahrhundert, wo Mädchen sich anstatt des Erntekranzes und der bräutlichen Myrte die blutigen Rosen der Walstatt um die Locken winden! Doch hättet Ihr‘, fuhr sie zu Käthe gewendet fort, ‚nicht auch Gutes an Eurem Geburtsort tun können?‘ – ‚Bisher nicht, vielleicht aber nach dem Kriege, wenn es ans Aufbauen des Zerstörten geht,‘ versetzte das Mädchen finster.“